Hochsensible Menschen in der Arbeitswelt
An diesem spannenden Thema arbeite ich gerade
wir sind vielseitig
um die Ecke Denker
kreative Lösungsfinder
Teamplayer
wandelnde Sinnesradare
Zur Einstimmung habe ich eine Geschichte geschrieben.
Vielleicht findest Du Dich darin wieder.
In einem hell erleuchteten Großraumbüro sitzt Leona an ihrem Schreibtisch. Ihre Finger wandern über die Tastatur, während sie die vielen Geräusche um sich herum kaum ausblenden kann: das Klicken der Mäuse, das Summen der Computer, das Rascheln von Papier, das Tippen auf den Tasten der Kollegen und deren leise Gespräche. Für andere ist es Hintergrundrauschen, doch für Leona fühlt es sich an, als wäre jeder Ton direkt in ihrem Kopf. Als Hochsensible ist sie es gewohnt, jede kleine Veränderung in ihrer Umgebung wahrzunehmen – das Flackern des Neonlichts über ihrem Kopf, den schwachen Kaffeeduft aus der Küche, das nervöse Herumlaufen ihres Kollegen, das ungeduldig mit einem Stift auf den Tisch trommeln der Kollegin. Es ist, als läuft ihre Welt stets auf Hochtouren, die jede einzelne Sinneswahrnehmung verstärkt.
Heute war ein besonderer Tag – eine wichtige Präsentation steht bevor, und Leona weiß, dass sie im Rampenlicht stehen wird. Ihre Teamleiterin hat ihr großes Vertrauen geschenkt und sie gebeten, das Projekt vor der gesamten Abteilung vorzustellen. Leona ist dafür bekannt, in ihrer Arbeit sehr gründlich zu sein, akribisch zu recherchieren und auf kleinste Details zu achten, was das Projekt enorm vorangebracht hat. Doch jetzt, kurz vor dem großen Moment, kämpft sie mit einem bekannten Gefühl: der überwältigenden Angst, die sie bei solchen Aufgaben immer verspürt. Die Vorstellung, vor so vielen Menschen zu sprechen, lässt ihr Herz schneller schlagen. Die Erwartungen lasteten schwer auf ihr.
Leona seufzt leise und steht auf, um kurz ans Fenster zu gehen und einen Moment Luft zu holen. Draußen drängen sich die Menschen hektisch durch die Straßen, der Verkehr rauscht in der Ferne, doch hier drin fühlt sie sich gefangen. Gefangen in ihren eigenen Emotionen. Ihre Atmung wird schneller und ihre Gedanken drehen sich im Kreis. Es ist nicht die Präsentation, die sie nervös macht, sondern das Gefühl, dass jeder sie beobachten wird. Was, wenn sie versagt? Was, wenn ihre Stimme zittert? Was wenn ihre Argumente nicht überzeugend genug sind? Was wenn sie sich verhaspelt? Als Hochsensible spürt sie den Druck viel intensiver als viele ihrer Kollegen. Es ist, als ob sie jede Herausforderung und jeder kritische Blick ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken bringt.
Die Tür des Besprechungsraums öffnet sich, und ihre Teamleiterin winkt ihr lächelnd zu. „Bist du bereit, Leona?“ fragt sie mit sanfter Stimme und reißt sie damit aus ihren Gedanken. Leona nickt unsicher und spürt wie sich ihr Mage zusammenzieht. Langsam betritt sie den Raum, wo bereits die Kollegen versammelt sind. Sie alle schauen erwartungsvoll zu ihr, und sie spürt, wie die Blicke auf ihr lasten. Sie fühlt den Druck und die Erwartungen. Das Flackern der Beamerlampe, der Geruch von Kaffee – alles scheint auf einmal zu intensiv, zu laut, zu viel. Plötzlich flüstert ihr eine leise Stimme zu: „Du hast dieses Projekt aufgebaut. Du weißt, was Du tust!“
Als sie vor dem Bildschirm steht und die erste Folie der Präsentation aufleuchtet, atmet Leona tief ein. Für einen Moment ist alles still. Sie fühlt, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten, doch sie ignoriert das Zittern ihrer Hände. Stattdessen konzentriert sie sich auf das, was sie sagen will. Ihre Stimme klingt zunächst leise, aber je mehr sie spricht, desto sicherer wird sie. Sie kennt jede Zahl, jede Grafik, jede Idee. Es ist, als taucht sie in den Fluss ihrer eigenen Gedanken ein.
Mit jeder Minute gewinnt sie mehr Selbstvertrauen. Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus, und die Kollegen hören aufmerksam zu. Ihre Stimme ist ruhig, sicher, und die Präsentation läuft besser, als sie es sich jemals vorzustellen wagte. Es geschieht etwas Unerwartetes. Leona spürt, dass ihre Sensibilität ihr hilft, die Reaktionen ihrer Kollegen zu deuten. Sie bemerkt, wenn jemand Interesse zeigt oder wenn eine Folie nicht ganz verständlich ist und passt ihre Erklärungen an. Sie erkennt Muster, sieht Zusammenhänge, die anderen verborgen bleiben, und kann ihre Kollegen für Details begeistern, die sie so nicht wahrgenommen hätten. Ihre feinen Antennen für Stimmungen und Details, die sie oft als Schwäche betrachtet, verwandeln sich gerade in eine Stärke.
Als sie ihre Präsentation beendet, applaudieren ihre Kollegen und ihre Teamleiterin lächelt stolz und anerkennend. Einer ihrer Kollegen kann sein Lob nicht zurückhalten und sagt: „Das war beeindruckend Leona. Du hast eine so ruhige und klare Art, die Dinge zu erklären. Ich wünschte, ich hätte Deine Gelassenheit.“ Doch das größte Geschenk für Leona ist das Gefühl der inneren Erleichterung und dass sie ihre Ängste überwunden hat. Ihre Sensibilität hat sich in etwas Kraftvolles verwandelt.
An diesem Tag veränderte sich etwas in Leona. Sie versteht, dass ihre Hochsensibilität nicht nur eine Herausforderung ist, sondern eine Gabe. Etwas, das sie in die Lage versetzt, empathischer, aufmerksamer und detaillierter zu arbeiten als viele andere. Ja, sie muss manchmal mit den überwältigenden Reizen und den intensiven Emotionen umgehen, aber sie weiß nun, dass sie lernen kann, dies zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Leona verlässt das Büro an diesem Abend mit einem neuen Gefühl von Stärke und Klarheit. Sie ist nicht nur die stille, sensible Kollegin – sie ist jemand, der mit ihrer Feinfühligkeit eine besondere Qualität in die Arbeitswelt einbringt. Und sie weiß, dass sie, wenn sie ihre Hochsensibilität annimmt, nicht nur überleben, sondern auch in einer hektischen Arbeitswelt wirklich aufblühen kann.
Auf dem Weg nach Hause spürt Leona eine neue Ruhe in sich. Die Hektik der Stadt, die Geräusche und Gerüche – sie sind immer noch da, aber diesmal stören sie sie weniger. Ihr wird bewusst, dass ihre Sensibilität nicht mehr ihre größte Schwäche ist sondern ihre größte Kraft.
Nachdem Leona die Präsentation erfolgreich gemeistert hat und die positiven Rückmeldungen auf sich wirken lässt, verändert sich etwas in ihrem Arbeitsalltag. Ihre Teamleiterin hat bemerkt, dass sie unter den richtigen Arbeitsbedingungen außergewöhnliche Leistungen erbringt. Mit ihrer Liebe zum Detail, ihrem tiefen Verständnis für komplexe Zusammenhänge und ihrer Fähigkeit, feinste Stimmungen im Team zu erfassen. Doch sie sieht auch, wie sehr die Reizüberflutung in der Büroumgebung Leona fordert.
Ein paar Tage nach der Präsentation ruft die Teamleiterin Leona in ihr Büro. Sie hat eine überraschende Lösung im Kopf: „Leona, mein Chef und ich schätzen Deine Arbeit sehr und möchten Dir helfen, noch effektiver zu sein. Wir haben uns entschieden, Dir ein eigenes Büro zu geben, damit Du ungestört arbeiten kannst.“ Leona blinzelt erstaunt, während ihre Chefin fortfuhr. „Außerdem wollen wir Dir mehr Flexibilität bei Deinen Arbeitszeiten und Deinem Arbeitsort bieten. Du kannst von zu Hause aus arbeiten, wann immer Du es brauchst und Deine Stunden so gestalten, wie es für Dich am besten passt.“
Leona spürt, wie der Knoten in ihrem Magen sich langsam löst. Ein eigenes Büro? Flexiblere Arbeitszeiten? Es fühlt sich an wie eine riesige Last, die von ihren Schultern genommen wird. Der Gedanke, nicht mehr den ständigen Geräuschen und Reizen des Großraumbüros ausgesetzt zu sein, sondern in ihrem eigenen Tempo und in einer ruhigen Umgebung zu arbeiten, ist für sie eine Befreiung. Sie bedankt sich worauf ihre Teamleiterin mit einem warmen Lächeln sagt: „Du hast das verdient, Leona. Deine Arbeit ist außergewöhnlich.“
Als sie ihr neues Büro betritt, durchströmt sie ein Gefühl von Ruhe und Erleichterung. Der Raum ist hell und freundlich, mit einem großen Fenster, durch das sie den Himmel sehen kann. Es gibt keine hektischen Gespräche, kein Summen von Druckern oder Kaffeegeräten. Nur Stille. Genau die Stille, die Leona so sehr braucht, um sich zu konzentrieren und ihre Kreativität frei fließen zu lassen.
In den folgenden Wochen merkt sie, wie sich ihre Arbeitsweise verändert. Wenn sie sich zu Hause wohler fühlt, setzt sie sich an ihren Schreibtisch in ihrem kleinen, liebevoll eingerichteten Arbeitszimmer. Der Duft von frischem Tee erfüllt den Raum und die ruhige Atmosphäre gibt ihr die Möglichkeit, tief in ihre Aufgaben einzutauchen, ohne ständig unterbrochen zu werden. Ihre Hochsensibilität, die sie früher oft als Hindernis empfand, verwandelt sich in dieser neuen Umgebung in eine Gabe. Sie kann sich mit einer außergewöhnlichen Tiefe auf jedes Detail ihrer Projekte konzentrieren. Ihre Arbeit wird präziser und effizienter.
Die Flexibilität in ihren Arbeitszeiten erlaubt es ihr, ihre Energie besser zu managen. An Tagen, an denen sie sich von Reizen überfordert fühlt, nimmt sie sich Zeit für Spaziergänge in der Natur oder meditative Pausen, um ihre Gedanken zu ordnen und wieder Klarheit zu finden. Sie beginnt, sich selbst besser zu verstehen und akzeptiert, dass sie anders arbeitet als ihre Kollegen und das ist in Ordnung. In dieser neuen Freiheit blüht sie auf.
Auch die Beziehungen zu ihren Kollegen verändern sich. Obwohl sie seltener im Großraumbüro ist, bleiben die Verbindungen stark, aber nun auf eine gesündere Art. Sie ist weniger gereizt, weil sie ihre Ruhepausen selbst steuern kann. Wenn sie im Büro ist, fühlt sie sich präsenter, klarer und offener für den Austausch. Ihre Kollegen schätzen ihren Input mehr denn je, weil sie in den Momenten, in denen sie da ist, voll und ganz bei der Sache ist. Das Verhältnis zu ihrer Teamleiterin ist ebenfalls entspannt. Diese vertraut darauf, dass Leona auch aus der Ferne exzellente Arbeit leistet. Leona fühlt sich endlich gesehen und anerkannt für das, was sie wirklich braucht, um zu glänzen.
Leona merkt, dass sie nicht länger gegen ihre Hochsensibilität ankämpfen muss. Stattdessen beginnt sie, diese als eine Quelle von Stärke und Einfühlungsvermögen zu sehen. Sie hat gelernt, dass sie, wenn sie in den richtigen Bedingungen arbeitet, nicht nur produktiver, sondern auch glücklicher ist. In ihrem eigenen Tempo und in ihrer eigenen ruhigen Welt kann sie ihre Talente in einer Weise entfalten, die sie vorher nie für möglich gehalten hat.
Diese Veränderung hat für Leona nicht nur ihre Arbeitsweise verbessert, sondern ihr auch gezeigt, wie wichtig es ist, für sich selbst einzustehen. Ihre hochsensible Natur ist nicht länger ein Hindernis, sondern eine Bereicherung. Für sie selbst und für die Menschen, mit denen sie arbeitet. Sie hat ihren Platz gefunden und mit ihm die Freiheit, so zu arbeiten, wie es ihr wirklich entspricht.
Bestimme selbst, wie Dein Leben sein soll! Du hast nur das eine!